Poesie der Elemente 9. März 2024 bis 21. April 2025 Kabinettstücke: Richter/Polke – Umwandlung 9. März bis 14. Juli 2024

07.03.2024

Mit der neuen Sammlungspräsentation "Poesie der Elemente" und dem Kabinettstück "Richter/Polke – Umwandlung" startet das Wilhelm-Hack-Museum in sein Jahresprogramm 2024.

Die Ausstellung "Poesie der Elemente" mit Werken aus der Sammlung des Wilhelm-Hack-Museums zeichnet vom 9. März 2024 bis 21. April 2025 in sechs Kapiteln ein facettenreiches Bild der Auseinandersetzung mit den Elementen in der Kunst des 20. Jahrhunderts.
Ob Philosophie, Alchemie, Religion, Esoterik, Naturwissenschaft oder Kunst: Seit Jahrhunderten beschäftigen sich unterschiedlichste Disziplinen mit der Lehre der vier Elemente. Die Idee, dass das gesamte Universum aus Feuer, Wasser, Erde und Luft zusammengesetzt ist, entsteht bereits in der Antike. Nach Aristoteles existiert zudem ein fünftes Element, das er Quintessenz nennt. Aus heutiger Sicht scheint die Vier-Elemente-Lehre veraltet, doch die Fragen, die damals gestellt wurden, bleiben immer noch ungelöst: Wie entstanden Erde und Universum? Und gibt es ein Prinzip, das alles bedingt? Was passiert nach dem Tod? Diese existenziellen Fragen sind sicherlich ein Grund für die weiterhin bestehende Faszination, die mit den vier Elementen verbunden ist. So treibt die Suche nach der Quintessenz der Dinge Künstler*innen im gesamten 20. Jahrhundert an. Ihr Interesse gilt jedoch ebenfalls der Darstellbarkeit von Nichtsichtbarem wie Luft, Atmung oder Licht sowie der Faszination an Naturphänomenen überhaupt.

Das Universum beschäftigt die Kunst seit Jahrhunderten. Sie zeigt sich hingezogen zu den unendlichen Weiten des Universums. Nicht nur das Sehen selbst, sondern auch die Vorstellungskraft wird hier herausgefordert. Die Darstellungen des Suprematismus suchen seit den 1910er-Jahren "die Befreiung vom Gewicht der Schwere"; eine spirituelle Verbindung zwischen Mensch und Kosmos. Max Ernst geht hingegen der Frage nach, was im Universum existieren könnte, ohne dass es von der Erde aus sichtbar ist und imaginiert fliegende Untertassen. In diesem Zusammenhang verweist Thomas Ruff in seinen Arbeiten darauf, dass die Idee von der wahrhaften Abbildbarkeit des Kosmos trotz hochtechnologischer Möglichkeiten weiterhin utopisch bleibt.

Die Immaterialität der Luft stellt Künstler*innen vor Herausforderungen und übt gleichzeitig einen besonderen Reiz auf sie aus. Die Visualisierung von Luft gelingt Gianni Colombo in seinem kinetischen Objekt, indem er auf die Hebe- und Senkbewegung des Brustkorbs bei der Atmung referiert. Günther Uecker macht Luft als Wind sichtbar. Er lässt das harte Eisen der Nägel auf die Leichtigkeit des Windes treffen und versetzt damit das Nagelfeld in Bewegung. Robert Delaunay hingegen zeigt sich begeistert von den technischen Errungenschaften der Luftfahrt in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts.

Die Sonne als Licht und Wärme spendendes Gestirn blickt auf eine jahrhundertealte Verehrung zurück. Auch im 20. Jahrhundert ist die Sonne weiterhin ein Faszinosum für zahlreiche Künstler*innen. So referieren Christian Rohlfs und Max Ernst in ihren mystifizierenden Arbeiten auf ihre kosmische Ordnungskraft, ihr Licht wird dabei eher symbolisch verstanden. Anders bei Robert Delaunay: Seine Auseinandersetzung mit der Sonne ist von der Faszination der Darstellung des Lichts getragen. Er stützt sich auf die im 17. Jahrhundert gemachte Entdeckung, dass sich farbloses Licht mithilfe eines Prismas in die Spektralfarben zerlegen lässt. Damit war Licht im Medium der Farbe darstellbar und inspirierte Delaunay zu seinen rein abstrakten Kompositionen.

Mit Feuer und Wasser treffen zwei gegensätzliche Elemente aufeinander, die zudem selbst eine große Ambivalenz in sich tragen. Das Feuer spendet Licht und Wärme, in ihm liegt die Kraft der Erneuerung, aber auch die der Zerstörung. Feuer als künstlerisches Gestaltungsmittel ist ein fester Bestandteil von Otto Pienes Werk. Anfang der 1960er-Jahre entstehen seine ersten Rauch- und Feuerbilder. Das Element Wasser ist in Form von Meeresdarstellungen auch im 20. Jahrhundert ein beliebtes Motiv. Die Darstellungen sind oftmals mit Emotionalität verbunden, die sich auf die Betrachtenden vor dem Werk überträgt. Joseph Beuys beschäftigt daneben die spirituelle Kraft des lebensspendenden Elements Wassers.

Die Erde beziehungsweise die Natur wird im Besonderen ab der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet. Das massive Eingreifen des Menschen in das Ökosystem und die damit verbundene Problematisierung der Konsequenzen lassen Künstler*innen einen neuen Blick auf das Verhältnis von Mensch und Natur werfen. Wolfgang Laib arbeitet mit reinen Substanzen der Natur. Aus Marmor, Wachs, Bienenpollen oder den Nahrungsmitteln Milch und Reis entstehen minimalistische Arbeiten. Ähnlich wie Joseph Beuys vermutet er in diesen Stoffen Lebensspeicher und energetische Potentiale. Beuys initiiert mit "Difesa della natura" zudem ein langfristiges Projekt, das den programmatischen Stellenwert einer ökologischen Landwirtschaft in seinem Werk deutlich macht. In zahlreichen umweltpolitischen Aktionen spiegelt sich die Vorstellung der Einheit von Mensch und Natur wieder.

Das Kabinettstück Richter/Polke – Umwandlung präsentiert vom 9. März bis 14. Juli 2024 frühe druckgrafische Arbeiten der beiden bedeutenden deutschen Künstler Gerhard Richter und Sigmar Polke, die sich 1962 an der Düsseldorfer Akademie kennenlernten. Ausgehend von der im Jahr 1968 entstandenen Gemeinschaftsarbeit Umwandlung untersucht die Ausstellung, inwieweit Veränderung als gestalterisches Element im Schaffen beider Künstler von Bedeutung ist und auf welche Weise diese die Wahrnehmungsstrukturen der Betrachtenden herausfordert. Die Werke verbindet eine vielschichtige, oftmals mehrdeutige Arbeitsweise sowie das reflektierte Nachdenken über die Bedeutung des Bildes und dessen Repräsentation. Daneben thematisiert Richter unterschiedliche visuelle Techniken, wie optische Täuschung oder Manipulation, welche die Begrenztheit der Wahrnehmung und Erkenntnismöglichkeit sichtbar machen und damit gleichzeitig den Betrachtenden deren Unvollkommenheit vor Augen führen. Polkes Arbeiten wirken hingegen wie zufällige Kommentare zu Kunst und Gesellschaft, die nicht selten von Witz und Ironie getragen sind und deren oftmals seltsam anmutende Text-Bild-Kombinationen als Gestaltungselement zur Irritation der Wahrnehmung dienen.

Die Sammlungspräsentation "Poesie der Elemente" und das Kabinettstück "Richter/Polke – Umwandlung" wurden von Julia Nebenführ kuratiert. Es werden rund 100 Werke von über 60 Künstler*innen aus der Sammlung des Wilhelm-Hack-Museums gezeigt, darunter unter anderem Joseph Beuys, Robert Delaunay, Max Ernst, Alexandra Exter, Kazuo Katase, Frantisek Kupka, Alicja Kwade, Roy Lichtenstein, El Lissitzky, Louise Nevelson, Otto Piene, Jackson Pollock, Ljubow Popowa, Thomas Ruff und Günther Uecker. Daneben präsentiert das Kabinettstück etwa 40 grafische Arbeiten von Gerhard Richter und Sigmar Polke aus der Sammlungsschenkung von Heinz Beck.

Zur Ausstellung "Poesie der Elemente" erscheint ein Begleitheft, sowie ein Audioguide in der App des Wilhelm-Hack-Museums, die kostenlos in den App-Stores heruntergeladen werden kann.

Eröffnet werden die Ausstellungen am Freitag, 8. März 2024, 18 Uhr.
Grußworte sprechen Bürgermeisterin Prof. Dr. Cornelia Reifenberg und Museumsdirektor René Zechlin. Kuratorin Julia Nebenführ führt in die Ausstellung ein.

Pressebilder können Sie im Pressebereich (https://www.wilhelmhack.museum/de/presse) unter dem Bereich "Pressebilder Ausstellungen 2024" mit folgenden Zugangsdaten Benutzer*in: presse, Passwort: presse2019 downloaden.

 

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