Mit Smart-KitasLU schneller zum Betreuungsplatz

05.05.2025

Stadtverwaltung schlägt neues Konzept zum nachhaltigen Kita-Bau vor

Beim Bau von Kindertagesstätten will die Stadt Ludwigshafen künftig neue Wege gehen. Die städtische Bauprojektgesellschaft Ludwigshafen (BPG) soll zunächst drei so genannte SmartKitas mit insgesamt 300 Betreuungsplätzen für Kinder ab zwei Jahren errichten. 

Mit der Projektierung der ersten Kita könnte nach Zustimmung der stadträtlichen Gremien unmittelbar begonnen werden. Sie würde dann im Frühjahr 2027 ihren Betrieb aufnehmen. Baubeginn für die beiden anderen Kitas wäre 2026 und 2027; sie sollen dann im Frühjahr 2028 und im Frühjahr 2029 zur Verfügung stehen.
 
Bei einem Pressegespräch am Montag, 5. Mai 2025, erläuterten Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck, Bürgermeisterin Prof. Dr. Cornelia Reifenberg, Nadine Hainbuch, Kaufmännische Geschäftsführerin der BPG, Klaus Möller, Abteilungsleiter Hochbau bei der BPG, sowie der Leiter des Bereichs Kindertagesstätten Pascal Thümling, das neue Konzept und die ersten möglichen Projekte.

Der Grundgedanke: Anders als die Kernverwaltung, die hohe rechtliche Hürden nehmen muss, kann die städtische Gesellschaft innerhalb eines gewissen Rahmens schneller bauen. Ein entsprechendes Konzept unterbreitet die Stadtverwaltung dem Bau- und Grundstücksausschuss in seiner Sitzung am 12. Mai 2025. Die endgültige Entscheidung über die Realisierung trifft der Stadtrat am 30. Juni 2025.

Steinruck: Effiziente und nachhaltige Lösung hilft Eltern und Kindern
"Wir wissen, wie sehr betroffene Eltern und Kinder auf neue Betreuungsplätze in Ludwigshafen hoffen. Viele Bereiche der Verwaltung arbeiten hier dezernatsübergreifend an Lösungen. Auf der einen Seite haben wir unser Engagement in Recruitingmaßnahmen, was das Personal betrifft, verstärkt, aber mitunter fehlt schon allein die Kita als Bauwerk. Denn der Kitabau ist derzeit ein sehr aufwendiges und bürokratisches Verfahren, das viele Ressourcen und vor allem auch viel Zeit verschlingt. Nachdem das Land Rheinland-Pfalz im Herbst rechtliche Richtlinien zur so genannten Generalunternehmer-Vergabe geändert hat, haben wir uns zusammengesetzt und überlegt, wie wir diese Neuerung für Ludwigshafen nutzen könnten und was darüber hinaus das Bauen beschleunigen würde", erklärte Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck, die gleichzeitig Aufsichtsratsvorsitzende der BPG ist.

"Im Ergebnis haben wir einen Weg gefunden, wie wir unter bestimmten Gegebenheiten rechtskonform, aber auf jeden Fall schneller und effizienter Kitas bauen können: SmartKitasLU. Auf diese Weise könnten bereits ab dem Sommer 2025 sowie in den Folgejahren drei neue Kitas für rund 300 Kinder entstehen – und das an Standorten, von denen wir wissen, dass der Bedarf groß ist. Die erste Kita könnte schon im Frühjahr 2027 in Betrieb gehen. Der Baubeginn für die beiden weiteren Standorte ist für 2026 und 2027 geplant. Dafür, so lautet unser Vorschlag, den wir kommenden Montag dem Bau- und Grundstücks-
ausschuss vorlegen werden, übernimmt die Bauprojektgesellschaft den Bau sowie für 20 Jahre auch den Unterhalt der Kitas. Dafür setzen wir auf Module, die uns größtmögliche Flexibilität ermöglichen. Dadurch sichern wir die Nachhaltigkeit unserer Investition," erläutert die OB. 

Der Vorschlag der Stadtverwaltung, über den nun der Bau- und Grundstücksausschuss sowie im Anschluss der Stadtrat befinden muss, beinhaltet zunächst ein Gesamtbudget für die drei ersten SmartKitasLU von knapp 26 Millionen Euro. Die Verwaltung geht noch einen Schritt weiter und schlägt den politischen Gremien vor, in diesem Fall auf Fördermittel zu verzichten. 

"Zugegeben: Das klingt im ersten Moment und angesichts unserer Haushaltsnot etwas irritierend, macht aber verwaltungstechnisch und wirtschaftlich Sinn. Der Bau einer Kita ist bisher ein aufwendiger Prozess, mit einer Vielzahl von zu erfüllenden Verwaltungsvorschriften, langwierigen Vergabeverfahren und umfangreichen Förderanträgen: Das dauert einfach zu lange – und dies spiegelt sich auch in den Baukosten wider. Wir wollen aber bedarfsgerecht und vor allem jetzt bauen – und zwar so, dass wir auf demografische und soziale Veränderungen auch künftig reagieren können. Dafür braucht es etwas Mut für diese Entscheidung. Aber sie ist richtig – vor allem ist sie im Interesse der Kinder und Eltern. Nicht zuletzt würde ich es begrüßen, wenn dies auch politisch zum Anlass genommen werden würde, einmal die Förderkriterien auf Landesebene in Richtung mehr Flexibilität und Nachhaltigkeit zu überdenken", betonte Steinruck.

SmartKitasLU an drei Standorten: agiles Konzept und kurze Bauzeiten
Das Konzept der SmartKitasLU sieht den Bau von zweigeschossigen Gebäuden in Holz-Modulbauweise vor. Vergleichbare Einrichtungen gibt es bereits, beispielsweise in Hessen. Die Gebäude sind grundsätzlich für unterschiedliche Nutzungen geeignet: Das gibt der Stadt die Möglichkeit, angesichts der demografischen Entwicklungen flexibel und schnell auf geänderte Anforderungen zu reagieren. 

Denkbar ist durch die modulare Bauweise beispielsweise eine (Um)Nutzung als Schulerweiterung, für soziale Einrichtungen, als Treffpunkt für Senior*innen, Beratungsstelle oder auch eine Wiederverwendung als Kita an einem anderen Standort.

Das agile Konzept berücksichtigt die Tatsache, dass die Zahl der Geburten bundesweit und auch in Ludwigshafen zukünftig rückläufig sein wird. In Ludwigshafen ist eine Tendenz für die Jahre 2024/25 und 2025/26 im Bedarfsplan Kindertagesbetreuung bereits zu sehen. Deswegen ist bereits heute erkennbar, dass Kita-Gebäude, die aktuell gebaut werden, nur eine begrenzte Zeit und nicht auf Dauer für diese Nutzung benötigt werden. 

Das Konzept SmartKita ist aufgrund dieser agilen Ausrichtung auf eine Nutzungszeit von weniger als 20 Jahren ausgelegt. Die Gebäude fallen deswegen nicht unter die einschlägige Verwaltungsvorschrift des Landes Rheinland-Pfalz "Gewährung von Zuwendungen zu den Baukosten von Kindertagesstätten", die Investitionen in auf Dauer angelegte Neubau-, Umbau- und Erweiterungsmaßnahmen fördert. Damit würde bei einer Umsetzung des Konzeptes eine Bezuschussung durch das Land Rheinland-Pfalz und ein aufwendiges Antragsverfahren beim Land wegfallen.

Eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung der BPG belegt dennoch den volkswirtschaftlichen Nutzen der SmartKitas vor dem Hintergrund von Bildungsgerechtigkeit, Klageverfahren wegen nicht vorhandenen Kita-Plätzen und inflationsbedingten Baukostensteigerungen. Durch die modulare Bauweise und den Verzicht auf eine Förderung können die Projekte deutlich schneller als bisher realisiert werden. Die BPG rechnet mit einer durchschnittlichen Projektlaufzeit von rund 20 Monaten pro Kita. Eine angenommene durchschnittliche Realisierungszeit für einen Kita-Bau nach konventionellen Regeln liegt bisher bei einem günstigen Verlauf bei rund vier Jahren.

Errichtet werden sollen die drei Einrichtungen mit jeweils 100 Plätzen für Kinder ab zwei Jahren an Standorten in der Nördlichen Innenstadt und in Friesenheim: In der Leuschnerstraße auf der Parkplatzfläche, im Bereich des Friedensparks an der Rohrlachstraße und an der Pettenkoferstraße gibt es Grundstücke, die grundsätzlich dafür geeignet sind.

Reifenberg: Nachhaltige Verbesserung bei der Schaffung von Betreuungsplätzen
Bürgermeisterin Prof. Dr. Cornelia Reifenberg sieht in den Smart-KitasLU einen pragmatischen Weg, der schrittweise nachhaltige Verbesserungen bei der Schaffung von Kita-Plätzen bringe. "Wir wissen aus fachlicher pädagogischer Sicht, wie wichtig es ist, allen Kindern – und insbesondere benachteiligten Kindern – im Rahmen unserer Möglichkeiten einen guten Start ins Leben zu ermöglichen. Deswegen wollen wir im Sinne unserer Daseinsfürsorge gute Rahmenbedingungen dafür schaffen, dass Kinder Kompetenzen entwickeln – seien sie sozial, sprachlich, kognitiv oder motorisch – und sie darin bestärken. Ich würde mich sehr freuen, wenn die politischen Gremien uns grünes Licht für die SmartKitasLU geben", bekräftigte Reifenberg.

Aktuell benötigt Ludwigshafen stadtweit weitere rund 1.145 Kita-Plätze für Kinder über zwei Jahren. Wenn man die Bedarfe in Neubaugebieten dazurechnet, geht die Verwaltung in dieser Altersgruppe von rund 1.600 Plätze aus, die fehlen. Vor allem in den innerstädtischen Ortsteilen ist die Lage sehr angespannt. 

"Wir haben uns entschieden, in einem ersten Schritt an den drei schon erwähnten Standorten SmartKitasLU zu bauen: in der Leuschnerstraße (auf der Parkplatzfläche), im Friedenspark Höhe Rohrlachstraße und in der Pettenkofer Straße. In den Stadtteilen Nördliche Innenstadt (75) und Friesenheim (225) besteht ein hoher Bedarf an Kita-Plätzen, deswegen wurden die genannten Standorte identifiziert. Außerdem lassen die dortigen Grundstücke eine schnelle Bebauung zu. Das ist ein wesentlicher Aspekt: Wenn wir baureife Fläche haben, können wir relativ schnell loslegen," erläutert Reifenberg.

Und im Moment sei Schnelligkeit neben vielen anderen ein wichtiges Kriterium. Auch erwartet die Stadtverwaltung eine positive Wirkung auf die benachbarten Quartiere wie Innenstadt, Süd und West. Die Planung, sofern die Politik zustimmt, sieht vor, dass zunächst diese drei Kitas mit jeweils vier Gruppen für je 25 Kinder pro Gruppe, gebaut werden, so dass insgesamt 300 Kita-Plätze Ü2 neu entstehen werden. Damit wäre der Bedarf in der Nördlichen Innenstadt und in Friesenheim für die nächsten Jahre gedeckt.

"Auch wenn wir sicher nicht jeden Kita-Bau und jede Erweiterung aufgrund der örtlichen Gegebenheiten künftig mit diesem Modell umsetzen können, haben wir mit den SmartKitasLU jetzt ein weiteres, nachhaltiges Instrument an der Hand, um den Ausbau des Betreuungsangebotes voranzutreiben. Der Jugendhilfeausschuss hat im März die dafür zugrundeliegende Planung beschlossen, die weitere 23 Maßnahmen umfasst. Dazu gehören auch Vorhaben wie die neue Kita am Altstadtplatz, die wir gemeinsam mit einem Investor umsetzen. In diesem Jahr werden zwei Kitas in Betrieb gehen: ein weiteres Kooperationsprojekt mit einem Bauträger im Ludwigsquartier an der Rheinallee und der Ersatzbau der Kita Schanzstraße im Hemshof. In der Rheinallee werden 75 neue Plätze zur Verfügung stehen, in der Kita Schanzstraße kommen zu den bisherigen 100 Plätzen 50 neue hinzu", führte Reifenberg aus.

Personalgewinnung: Stadt verstärkt Anstrengungen
Vor Herausforderungen steht die Stadtverwaltung auch bei der Personalgewinnung für ihre Kitas. Bundesweit herrscht ein Mangel an Erzieher*innen, der Paritätische Gesamtverband geht auf der Basis seines Kita-Berichtes 2024 von rund 125.000 fehlenden Fachkräften aus. Hinzu kommt für die Stadtverwaltung der unmittelbare Konkurrenzdruck innerhalb der Metropolregion Rhein-Neckar. Ein paar hundert Meter Luftlinie entfernt in Mannheim ist die Tarifstruktur für die Fachkräfte deutlich besser. 

Ungeachtet dieser Rahmenbedingungen hat die Verwaltung auch hier ihre Anstrengungen deutlich erhöht. Sie will nochmals mehr Plätze für die duale Ausbildung schaffen, setzt auf Recruiting-Maßnahmen über Social Media-Kanäle und dreht an vielen Stellschrauben, um Personal zu binden. Der Ablauf von Bewerbungsverfahren wurde deutlich gestrafft, mittlerweile finden wöchentliche Bewerbungsgespräche statt. Wenn alles passt, die sofortige Einstellungszusage inklusive. Neben der Gewinnung von Fachkräften ist es der Verwaltung zudem wichtig, Kolleg*innen, die bereits in den Kitas arbeiten, an die Stadt zu binden. Hier setzt die Verwaltung an, indem zum Beispiel Kinderpfleger*innen höhergruppiert wurden oder Praktikant*innen ein Taschengeld gezahlt wird.

"Die BPG hat in den vergangenen Jahren unter Beweis gestellt, dass sie schnell und effizient auch komplexe Bauvorhaben umsetzen kann. In unseren Verantwortungsbereich fallen der Wiederaufbau der Hochstraße Süd und der Bau der Helmut-Kohl-Allee. Gleichzeitig haben wir uns ein zweites Standbein im Hochbau aufgebaut. So konnten wir im Zuge der jüngsten Flüchtlingswelle flexibel beim Bau von Unterkünften agieren. Wir freuen uns nun auf die Aufgabe, mit den SmartKitasLU ein innovatives und nachhaltiges Konzept gemeinsam mit den Kolleg*innen der Stadtverwaltung umzusetzen", sagte Nadine Hainbuch, kaufmännische Geschäftsführerin der BPG, die gemeinsam mit Abteilungsleiter Klaus Möller die wirtschaftlichen und technischen Rahmenbedingungen erläuterte.

 


Podcast der Stadtverwaltung