VHS bietet seit 15 Jahren Deutschsprachkur-se für zugewanderte Schüler*innen in den Ferien an

14.10.2024

Seit 2009 finden an der Volkshochschule (VHS) Ludwigshafen in den Schulferien Deutschkurse für Schüler*innen mit keinen oder geringen Deutschkenntnissen statt. Im Laufe von 15 Jahren haben mehr als 2.000 Kinder an der zusätzlichen Sprachförderung teilgenommen.

Die ersten vier Deutschkurse für Schüler*innen fanden in den Sommerferien 2009 im Spielhaus Hemshofpark statt.

22 Mädchen und Jungen im Grundschulalter verbesserten in zwei Ferienwochen ihre Deutschkenntnisse. Auch an der Grundschule Goetheschule Nord fanden in den ersten Jahren Feriensprachkurse statt. Zu Beginn waren die Feriensprachkurse eine Maßnahme zur Umsetzung des Landesintegrationskonzepts der damaligen Landesregierung. Die Arbeitsgruppe "Bildung" formulierte damals eine "Zielvereinbarung zur Förderung der deutschen Sprache von schulpflichtigen Kindern und Jugendlichen mit fehlenden oder minimalen Deutschkenntnissen". Auch heute noch werden die Sprachkurse vom Bildungsministerium des Landes Rheinland-Pfalz finanziert, einen Anteil an den Kosten steuert das Integrationsministerium bei.

Beate Steeg, Dezernentin für Soziales und Integration, sieht eine gesellschaftliche und politische Verpflichtung, schulpflichtige Kinder und Jugendliche, die kein oder wenig Deutsch sprechen, bei ihrem Lernprozess so gut wie möglich zu unterstützen: "Die Volkshochschule Ludwigshafen ist ganz bewusst im Dezernat für Soziales und Integration verortet, da unsere Bildungsangebote in vielfältiger Weise Integrationsprozesse fördern."

Die Zusammenarbeit zwischen dem Bildungsministerium Rheinland-Pfalz und Volkshochschulen, repräsentiert durch den Landesverband der Volkshochschulen, hat sich bewährt. "Die Feriensprachkurse unterstützen die Schüler*innen, die mit geringen Deutschkenntnissen in die Schule kommen. Dafür stellt das Land gerne finanzielle Mittel bereit, alleine für diese Herbstferien sind es 315.750 Euro für unsere Kinder und Jugendlichen", so Bildungsministerin Dr. Stefanie Hubig.

Die Feriensprachkurse finden in den Osterferien eine Woche, in den Sommer- und Herbstferien zwei Wochen lang statt. Sie werden im Dreiklang zwischen Ministerium, örtlicher Volkshochschule und Grund- und weiterführenden Schulen organisiert. Die Schulen stellen den Sprachförderbedarf der Schüler*innen fest, holen die Einverständniserklärung der Eltern zur Teilnahme ein und melden sie der VHS. Die VHS übernimmt die Antragstellung der Kurse beim Ministerium und verpflichtet die Kursleiter*innen. Sie steuert den Ablauf und die Durchführung der Feriensprachkurse in ihren Räumen oder an den Schulen. Mittlerweile nutzen in der Regel 19 von 24 Grundschulen, die Mehrzahl der sechs Realschulen plus und zwei Integrierte Gesamtschulen sowie auch die Berufsbildende Schule Technik I das Angebot.

In den ersten Jahren führte die VHS Ludwigshafen zwei bis fünf Kurse in den Ferien durch, da nur Schüler*innen, die noch nicht länger als ein Jahr in Deutschland lebten, daran teilnehmen durften. Nach der Corona-Pandemie 2021 öffnete das Bildungsministerium die Zugangsregelungen auch für Kinder und Jugendliche, die schon länger als ein Jahr in Deutschland leben. Heute nutzen 220 Schüler*innen aus der 1. bis 10. Klasse dieses kostenlose Angebot. Die VHS führt 20 bis 23 Kurse pro Ferien durch mit kleinen Gruppen zu sechs bis zehn Schüler*innen. "Die Zahlen verdeutlichen die Notwendigkeit dieses Angebots. Besonders Kinder, die nur in der Schule Deutsch, zuhause mit den Verwandten jedoch nur eine andere Muttersprache sprechen, profitieren ungemein von den Ferienkursen. Ich wünsche mir, dass dieses Angebot noch lange besteht, bestenfalls sogar weiter ausgebaut wird", betont Sozialdezernentin Steeg.

Die pädagogisch und didaktisch geschulten Kursleiter*innen sind Lehramtsstudierende, Sprachförderkräfte, VHS-Lehrkräfte mit Ausbildung in Deutsch als Zweitsprache und auch Lehrer*innen. "Mit großem Engagement schaffen sie eine entspannte Atmosphäre der Wertschätzung und des Respekts, in der die Kinder und Jugendlichen sich gut aufgehoben fühlen", sagt VHS-Leiterin Stefanie Indefrey. "Für viele sind diese Sprachferien ein Ort, an dem sie sich entfalten können und selbstbewusster werden. Das ist auch darauf zurück zu führen, dass sie in der VHS ein anderes Verständnis zum Lernen der deutschen Sprache erleben. Im Mittelpunkt steht die mündliche Sprache, die spielerisch vermittelt wird, ohne Lehrplan, Prüfungen oder Zeitdruck. Die Kursleitungen gehen individuell auf ihre Schüler*innen ein. Und die Schulen melden uns im Nachhinein zurück, dass die Sprachfortschritte sich im Unterricht bemerkbar machen", ergänzt sie. 

Seit drei Jahren hat Heike Ettischer als verantwortliche Mitarbeiterin der VHS andere Lernorte durch Kooperationen in die Feriensprachkurse einbezogen. Eine feste Größe ist der Besuch der Stadtbibliothek für Schüler*innen aus den Kursen der Sekundarstufe I. Für die Grundschüler*innen steht der hackmuseumsgARTen auf dem Programm. Das Wilhelm-Hack-Museum und dessen Förderverein unterstützen das Konzept des "dritten Lernorts". So hat der Förderverein Workshops im Museumsatelier gesponsert. Als Ergebnis prangt im Foyer der VHS ein vier Meter langes Kunstwerk, auf dem die Grundschüler*innen die Mirò-Wand des Museums nach ihrer Vorstellung gestaltet haben. Auch der internationale Frauentreff stellt seine Angebote bei den Müttern vor, die in dem großen Innenhof auf ihre Kinder warten. "So wird aus den Feriensprachkursen lernen mit allen Sinnen. Die Kurse hinterlassen bleibende Eindrücke, geben Impulse, stärken das Selbstvertrauen und eröffnen manchem Schüler oder mancher Schülerin eine neue Welt", beschreibt Heike Ettischer den ganzheitlichen Ansatz. Besonders stolz sind die Schüler*innen, wenn sie nach zwei Wochen Deutsch-Lernen als Anerkennung eine offizielle Teilnahmebescheinigung mit nach Hause nehmen können.

 


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