Our Voices. Auf den Spuren Bildender Künstlerinnen. 75 Jahre Deutscher Künstlerbund
23.05.2025
24. Mai bis 14. September 2025
Anlässlich des 75-jährigen Jubiläums seiner Wiedergründung nach dem Zweiten Weltkrieg widmet sich der Deutsche Künstlerbund in Kooperation mit dem Wilhelm-Hack-Museum in Ludwigshafen am Rhein vom 24. Mai bis 14. September 2025 mit der Ausstellung "Our Voices. Auf den Spuren Bildender Künstlerinnen" der Frage nach der Situation von Künstlerinnen seit 1950 und den vielfältigen, bis heute bestehenden Hindernissen in Bezug auf Gleichstellung im Kunstbetrieb.
Denn trotz aller positiven Entwicklungen der letzten Jahrzehnte und einer erhöhten allgemeinen Wahrnehmung von Frauen im Kunstbetrieb bestehen in Deutschland auch in 2025 noch signifikante Unterschiede zwischen den Geschlechtern in Bezug auf Bezahlung, Sichtbarkeit in Ausstellungen und Repräsentation in Galerien und Sammlungen.
Der 1903 gegründete Deutsche Künstlerbund zählt zu den ältesten Künstler*innenvereinigungen Deutschlands und vereint heute über 850 renommierte bildende Künstlerinnen und Künstler. Als Plattform für künstlerischen Austausch und kritischen Diskurs setzt er sich aktiv für die Interessen von Kunstschaffenden ein, unter anderem durch Mitwirkung in Auswahlgremien und Fachausschüssen. Neben seinem kulturpolitischen Engagement organisiert der Deutsche Künstlerbund Veranstaltungen in seinem Berliner Ausstellungsraum sowie deutschlandweit Ausstellungen, Symposien und Kolloquien zu gesellschaftlich relevanten Themen.
Die Ausstellung "Our Voices. Auf den Spuren Bildender Künstlerinnen" spannt in vierundzwanzig Positionen einen Bogen über fünfundsiebzig Jahre Kunstschaffen. In einem breiten Spektrum verschiedener Medien – Malerei, Zeichnung, Skulptur, Druckgrafik, Textilkunst, Installation, Fotografie und Video – beleuchtet sie sowohl die individuelle, biografische Situation von Künstlerinnen als auch vielfältige Aspekte der sich wandelnden Stellung von Frauen in der Gesellschaft.
Sie steht im Zusammenhang mit einem zweijährigen, kollaborativen Rechercheprojekt des Deutschen Künstlerbundes und des Kunst-Mentorings des Kulturbüros Rheinland-Pfalz mit dem Ziel, die Bedingungen für Gleichstellung und Sichtbarkeit von bildenden Künstlerinnen zu verbessern. Die Ausstellung zeigt neben Leihgaben der Künstlerinnen auch Werke aus privaten Sammlungen und der Sammlung des Wilhelm-Hack-Museums, die noch nie oder lange nicht öffentlich zu sehen waren.
Inhaltlich fragt die Ausstellung "Our Voices" nach dem Verhältnis des Privaten und Politischen, beleuchtet den Umgang mit Mutterschaft und Care-Arbeit und zeigt Arbeiten, die Hierarchie-
verhältnisse und strukturelle Gewalt reflektieren, sowohl im Gesellschaftszusammenhang und zwischen den Geschlechtern als auch im Verhältnis zur Natur. In zahlreichen Positionen finden sich außerdem Bezugnahmen auf die Geschichte des jahrzehntelangen Kampfes um Gleichstellung von Frauen – und um die Sichtbarkeit von Künstlerinnen. Gleichzeitig bietet "OUR VOICES" Einblicke in unterschiedliche Phasen weiblicher Kunstgeschichte in Deutschland zwischen dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der Gegenwart.
Kulturministerin Katharina Binz, deren Ministerium für Familie, Frauen und Kultur das Projekt wesentlich unterstützte und die an der Eröffnung anwesend sein wird, betont: "Die Ausstellung ‚Our Voices. Auf den Spuren Bildender Künstlerinnen‘ zeigt mit großer Klarheit und künstlerischer Kraft, wie vielfältig, politisch und relevant das Schaffen von Künstlerinnen seit 1950 war und ist. Sie fördert die Sichtbarkeit von Künstlerinnen und macht deutlich, wie nachhaltig Frauen den Kunstbetrieb stärken. Mit dieser Ausstellung bietet das Wilhelm-Hack-Museum eine Bühne für Frauen, die Kunst geprägt haben und weiterhin prägen."
Prof. Dr. Cornelia Reifenberg, Bürgermeisterin der Stadt Ludwigshafen, ergänzt in ihrem Grußwort anlässlich der Eröffnung: "Die Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes anlässlich des Jubiläums zeigt nicht nur beispielhaft verschiedene Generationen von Künstlerinnen von den 1970er Jahren bis in die Gegenwart, sondern versucht auch die Hintergründe für die fehlende Gleichstellung zu thematisieren. Damit ist die Ausstellung auch ein klares Bekenntnis zur Vielfalt, zur Demokratie und zu einer offenen Gesellschaft."
Der Titel "Our Voices" ist inspiriert von den grundlegenden Forschungen der amerikanischen Sozialpsychologin Carol Gilligan. Vor gut vierzig Jahren entdeckte und beschrieb sie nach Interviews mit Mädchen eine andere Stimme, die eine Ethik der Fürsorge und der Kollaboration vertrat. In ihrer jüngsten Publikation "In a Human Voice" (2023) beschreibt sie diese, bis dahin mit Weiblichkeit assoziierte Stimme als eine Haltung, die unabhängig vom Geschlecht in allen Menschen angelegt ist, und die über Hierarchieverhältnisse und die Opposition der Geschlechter hinausweist. Die künstlerischen Strategien, die diese Ausstellung sichtbar macht, lassen sich mit Gilligans "Human Voice" in Beziehung setzen: Kollaboration, (Selbst)Fürsorge, Perspektivwechsel, Sanftheit, Humor – und Aktivismus.
"Our Voices" versteht sich vor diesem Hintergrund als Einladung, mit Blick auf die Zukunft die individuellen Antworten auf biografische und gesellschaftliche/gesellschaftspolitische Herausforderungen und die unterschiedlichen Strategien von Künstlerinnen nachzuvollziehen, mit denen sie diese transformieren. In einer Zeit eskalierender Krisen reflektiert die Ausstellung schließlich auch immer die Rolle und die Möglichkeiten der Kunst bei der Auseinandersetzung mit den bestehenden Verhältnissen und der Entwicklung neuer Perspektiven.
Kuratiert wird die Ausstellung von Dr. Almut Hüfler.
Gezeigt werden Werke von: Mary Bauermeister, Daniela Comani, CRIPTO SIRENAS, Madeleine Dietz, Tatjana Doll, Margret Eicher, EVA & ADELE, Hannah Höch, Annot Jacobi, Magdalena Kallenberger, Alicja Kwade, Almut Linde, Christiane Löhr, Jule Tabea Martin, MATERNAL FANTASIES, Maina Miriam Munsky, Emy Roeder, Anike Joyce Sadiq, Niki de Saint Phalle, Karin Sander, Aen Sauerborn, Bettina Semmer, Zuzanna Skiba und Annegret Soltau.
Zur Eröffnung erscheint eine Publikation, die das zweijährige Rechercheprojekt "Auf den Spuren Bildender Künstlerinnen" in Zusammenarbeit mit dem Kunst-Mentoring des Kulturbüros Rheinland-Pfalz vorstellt. Sie präsentiert die Ergebnisse von sechs jurierten Recherchestipendien, würdigt zehn herausragende Biografien von Künstlerinnen des Deutschen Künstlerbundes und dokumentiert die vierundzwanzig Beiträge der an der Ausstellung beteiligten Künstlerinnen.
Pressebilder können Sie im Pressebereich unserer Webseite mit folgenden Zugangsdaten downloaden:
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Wilhelm-Hack-Museum, Antonia Skiba, Berliner Straße 23, 67059 Ludwigshafen am Rhein, Telefon 0621 504-2934, E-Mail antonia.skiba@ludwigshafen.de.