Verbindende und nachhaltige Ideen gefragt

12.09.2024

Werkstattverfahren für neues Stadtquartier entlang der künftigen Helmut-Kohl-Allee startet

Startschuss zum Werkstattverfahren für das neue Stadtquartier: Vier Monate haben die drei ausgewählten Planungsbüros nun Zeit, Ideen zur Struktur des rund 39 Hektar großen Areals im Umfeld der künftigen Helmut-Kohl-Allee zu entwickeln. Dabei werden städtebauliche und landschaftsplanerische Ansätze zusammengedacht und miteinander verknüpft. Rund vier Stunden lang haben am heutigen Donnerstag, 12. September, Expert*innen, Stadtvorstand und Gremienmitglieder mit den drei Planungsbüros Aufgaben und Ziele des Werkstattverfahrens besprochen. "Das neue Stadtquartier soll sowohl die Stadtteile Mitte und Nord/Hemshof als auch Generationen miteinander verbinden. Es ist ein Brückenschlag zum Morgen und Stadtreparatur zugleich", betont Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck. 

Das Werkstattverfahren als Instrument der Stadtentwicklung versteht sich als geordnetes Verfahren, dessen Ergebnisse durch eine Jury bewertet und in eine kommende formale Rahmenplanung fließen. Diesen fachlichen Planungsstrang verknüpft die Stadt Ludwigshafen kontinuierlich mit Phasen der Bürgerbeteiligung. "Dadurch möchten wir einen vielschichtigen Dialog ermöglichen und unterschiedliche Perspektiven und Ideen sichtbar machen. Unsere erste Phase der Bürgerbeteiligung stieß bereits auf große Resonanz. Auch wenn wir uns bei der Planung noch auf einem sehr abstrakten Niveau befinden, ist es mir wichtig, dass wir uns frühzeitig auf gemeinsame Grundsätze und Schwerpunkte für die Entwicklung des neuen Stadtquartiers verständigen und ihm dadurch eine erste Kontur geben. Mit dem Werkstattverfahren haben wir einen spannenden und inspirierenden Prozess angestoßen, von dem ich mir viele Impulse erhoffe" hatte die OB zu Beginn des Verfahrens erklärt. 

Ziel sei es "strukturelle Überlegungen im Sinne eines lebenswerten, umweltgerechten, innovativen und resilienten Stadtquartiers zu entwickeln und zu vertiefen", so Christof Kullmann, dessen Büro a:dk das Verfahren im Auftrag der LCE LU-City Entwicklungs-GmbH für die Stadt Ludwigshafen inhaltlich und organisatorisch betreut. Begleitet wird das Verfahren durch ein hochrangig besetztes Fachgremium sowie durch ein Sachgremium. Dem stimmberechtigten Fachgremium unter Vorsitz des Architekten und Stadtplaners Prof. Markus Neppl, Karlsruhe, gehören an: Prof. Stephan Lenzen (Landschaftsarchitekt, Bonn), Prof. Christa Reicher (Stadtplanerin, Architektin, Aachen), Heike Röttgen (Landschaftsarchitektin, Limburgerhof), Martin Rieger (Architekt, Ludwigshafen) und Boris Olschewski (Landschaftsarchitekt, Ludwigshafen). Das stimmberechtigte Sachgremium besteht aus dem Stadtvorstand mit Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck, Bürgermeisterin Prof. Dr. Cornelia Reifenberg, Ordnungsdezernent und Kämmerer Andreas Schwarz, Bau- und Umweltdezernent Alexander Thewalt, Sozialdezernentin Beate Steeg sowie dem Vorstand der GAG, Wolfgang van Vliet. Zum beratenden Sachgremium gehören neben Fachleuten der Stadtverwaltung, Geschäftsführung und Aufsichtsräte der LCE, vom Stadtrat entsandte Aufsichtsräte der LCE/GAG und die Ortsvorsteher der Nördlichen und Südlichen Innenstadt. Die drei Planungsbüros wurden in einem offenen Teilnahmewettbewerb im Vorfeld ermittelt. Am Werkstattverfahren nehmen teil: ADEPT, Kopenhagen, Hähnig-Gemmeke Architekten, Tübingen sowie Rheinflügel Severin, Düsseldorf.

OB Steinruck: Für gesundes Stadtklima sorgen
Die teilnehmenden Teams gehören zu den renommiertesten Planungsbüros mit einem breiten Erfahrungsspektrum bei vergleichbaren Aufgaben in ganz Deutschland und werden sich das zu entwickelnde Areal, das in sechs Bearbeitungsfelder gegliedert ist, unter verschiedenen Aspekten betrachten. Zum einen geht es um die Nutzung. So sollen sozial, ökologisch und ökonomisch zukunftsfähige innerstädtische Lebensräume entstehen. Ziel ist laut Aufgabenbeschreibung eine Mischung von Wohnen, Büro, Gewerbe, Einzelhandel, Gastronomie sowie Sport- und Freizeitnutzungen innerhalb möglichst nutzungsoffener Gebäudestrukturen. Besonderen Wert wird auf eine gute Integration der sozialen Infrastruktur in die zu erarbeitenden strukturellen Konzepte gelegt. Bildungseinrichtungen sollen barrierefrei und flexibel gestaltet werden, um auf die sich wandelnden Bedarfe reagieren zu können. Ein besonderes Augenmerk legt die Stadt Ludwigshafen auf Ideen und Strukturkonzepte zur Gestaltung von Grün- und Freiflächen mit dem Ziel, der Hitze und den Folgen des Klimawandels entgegenzutreten, dabei Defizite zu beheben und eine Verbindung mit bestehenden grünen Achsen in der Stadt wie dem Friedenspark oder dem Ebertpark bis hin zur Rheinpromenade und dem Stadtpark zu schaffen. "Wenn wir uns die vielen Hinweise und Ideen aus unserem Online-Dialog mit den Bürger*innen anschauen, sehen wir, wie wichtig Menschen in Ludwigshafen Grün, ein lebenswertes Umfeld, Aufenthaltsqualität sowie nachhaltige Schritte gegen die Folgen des Klimawandels sind. Wir wollen daher bestehende Grünflächen verbinden und ausbauen und damit für ein gesundes Stadtklima sorgen", erklärte Oberbürgermeisterin Steinruck. 

Darüber hinaus sollen die Planungsbüros sich auch mit Fragen künftiger Mobilität auseinandersetzen. Auch wenn das Auto immer mitgedacht werden soll, sind Ideen und Konzepte für gute Fuß- und Radwegeverbindungen sowie den ÖPNV, kurze Wege und eine gute Erreichbarkeit des Quartiers gefragt. Weitere Aufgabenfelder betreffen die Themen Wohnen und Wohnformen sowie Anknüpfungspunkte zum Stadtteil Mitte, die in Teilen im Rahmen des ISEK-Projekts erarbeitet wurden.
"Ich freue mich auf das geplante Werkstattverfahren. Das Spektrum an Ideen der verschiedenen Teams, die schrittweise diskutiert und weiterentwickelt werden, wird der strukturellen Entwicklung des Planungsgebiets wesentliche Impulse geben und einer einvernehmlichen Lösung näher bringen," so der Vorsitzende des Fachgremiums Prof. Markus Neppl.

Das neue Stadtquartier
Der Abriss der Hochstraße Nord ist die Voraussetzung für den Bau der Helmut-Kohl-Allee als innerstädtische Straße, wie es sie auch in anderen Städten gibt. Die Helmut-Kohl-Allee schafft den Raum für das neue innerstädtische Quartier. Gemeinsam mit dem Fraunhofer Institut hat die LCE LU-City Entwicklungs-GmbH für die Stadt Ludwigshafen erste Grundlagen für die Planungen ermittelt und so genannte Quartiersbausteine sowie Querschnittsthemen festgelegt. Neben der Schaffung von zeitgemäßen Wohnangeboten spielen die Themen Kitas und Schulen, Arbeitsplätze und die Erreichbarkeit des neuen Quartiers eine wesentliche Rolle, genauso wie die Gestaltung des öffentlichen Raums mit Grünflächen und Frischluftschneisen. Mit dem neuen Stadtquartier soll eine lebenswerte und zukunftsorientierte städtische Umgebung geschaffen werden, die den Bedürfnissen und Wünschen der Stadtgesellschaft entspricht und gleichzeitig die Anforderungen an eine moderne, soziale, innovative und nachhaltige Stadtentwicklung erfüllt. In einem Werkstattverfahren, das das Büro a:dk im Auftrag der LCE orga-nisiert und begleitet, entwickeln ausgewählte Planungsteams von September bis Januar kommenden Jahres Ideen, die durch eine Jury bewertet werden. Die besten Entwürfe stellen die Grundlage für die formale Rahmenplanung dar. Begleitet und unterstützt wird das mehrstufige Werkstattverfahren durch eine kontinuier-liche Information der Öffentlichkeit sowie Bürgerbeteiligung. Zum Auftakt des Verfahrens wollte die Stadtverwaltung von den Bürger*innen wissen, was ihnen bei der Planung des neuen Stadtquartiers besonders wichtig ist. 125 Hinweise gingen im Zuge dieser ersten Dialogphase, die von 19. August bis 6. September 2024 auf www.ludwigshafen-diskutiert.de stattfand, ein. Für den Dezember planen Stadtverwaltung und LCE eine Bürgerwerkstatt zum neuen Stadtquartier auf Grundlage der bis dahin vorliegenden Strukturideen der Planungsbüros.

Die sechs Bearbeitungsfelder und ihre Lagen
Das rund 39 Hektar große Areal, das entlang der künftigen Helmut-Kohl-Allee entsteht, wurde zur besseren planerischen Strukturierung in sechs unterschiedliche Baufelder aufgeteilt. Denn jedes hat seine Besonderheiten, die bedacht werden und dann in ein übergreifendes Strukturkonzept überführt werden müssen. 

Das Bearbeitungsfeld F1 liegt südöstlich der künftigen Helmut-Kohl-Allee und ist rund sechs Hektar groß. Aktuell befinden sich hier noch Rathaus- und Rathaus-Center, die zurückgebaut werden, sowie der Parkplatz Jaegerstraße, die Sumgaitallee und ein kleiner Teil des Messplatzes.

Das Bearbeitungsfeld F2 liegt nördlich von F1 und umfasst die Flächen zwischen der künftigen Helmut-Kohl-Allee und der Dessauer Straße, der östlichen Von-der-Tann-Straße, der südlichen Prinzregentenstraße, dem Carl-Wurster-Platz, der Havering-Allee und der Gräfenaustraße. Es ist rund 5,5 Hektar groß.

Das Bearbeitungsfeld F3 umfasst eine Fläche von gut 12 Hektar und wird einerseits begrenzt durch die künftige Helmut-Kohl-Allee, andererseits durch die Lorientallee und die Frankenthaler Straße. Im Nordwesten endet das Bearbeitungsfeld an der Straßenbahntrasse parallel zur Rohrlachstraße und im Norden vor der Wohn- beziehungsweise Gewerbebebauung entlang der Bürgermeister-Grünzweig-Straße. Das Gebiet wird aktuell noch von der Hochstraße Nord durchschnitten und wird nach deren Abriss ein zusammenhängendes Bearbeitungsfeld bilden.

Das Bearbeitungsfeld F4 liegt als schmaler Streifen im Westen des Bearbeitungsgebiets. Aktuell ist es noch vollständig belegt von einer langgestreckten Halle. Das Bearbeitungsfeld ist rund 2,6 Hektar groß und wird im Westen von der Deutschen Straße und im Norden von der Lorientallee/Frankenthaler Straße begrenzt.

Das Bearbeitungsfeld F5 liegt südlich der künftigen Helmut-Kohl-Allee und wird umschlossen von der Benckiserstraße, Heinigstraße, Pasadenaallee, Lorientallee, Westendstraße und Bahnhofstraße. Das Bearbeitungsfeld umfasst knapp sieben Hektar.

Das Bearbeitungsfeld F6 ist rund sechs Hektar groß und liegt nördlich und südlich der künftigen Helmut-Kohl-Allee. Im Westen wird es durch Bahngleise begrenzt, im Osten durch die Lorientallee. Im Süden bilden die Hochstraße Süd mit dem darunterliegenden Eingangsgebäude des Ludwigshafener Hauptbahnhofs den Abschluss des Baufeldes.

 


Podcast der Stadtverwaltung